Christoph Simon zu den Lebenslinien mit Michael Schanze
Wie war Ihre erste Begegnung mit Michael Schanze?
Ich habe Michael zum ersten Mal in Braunschweig in einem kleinen Theater getroffen. Er hatte Vorstellung und hat mir vorher hinter den Kulissen alles gezeigt. Uschi, seine Lebensgefährtin, war auch dabei. Die Beiden waren da wie zuhause. Ich habe schnell gemerkt, dass das heute seine Welt ist, die er respektiert und in der er auch respektiert wird. Das empfand ich nicht als Selbstverständlichkeit bei so einer glamourösen Fernsehvergangenheit mit großen Shows und lauter Bambis.
Was fasziniert Sie besonders an Michael Schanze?
Seine Substanz. Er ist immer weitergegangen. Er war ja schon ein guter Schlagersänger, dann Moderator, jetzt Theaterschauspieler und Komponist von Musicals. Und dann dieser viele Sport, den er früher getrieben hat. Und das auch noch auf einem echt hohen Niveau. Super Tennisspieler, Golfer, Hockey, Autorennen, Skifahren, Mountainbike und dann war er in den Siebzigerjahren auch noch einer der besten deutschen Windsurfer. Dieses Extreme an ihm ist schon sehr faszinierend. Es ist manchmal schwer zu begreifen, dass das alles ein Mensch ist. Bei ihm gibt es kein Mittelmaß. Und das finde ich unglaublich lebendig.
Hat er Sie direkt in sein Leben gelassen?
Nein. So einfach geht das nicht. Und Michael ist natürlich ein totaler Profi, der weiß, wie man sich darstellt. Obendrein ist er auch noch ein ausgebildeter Regisseur. Ganz zentral war es daher für mich, eine fast schon intime Atmosphäre zu erzeugen, in der das Professionelle, das Kontrollierte, nicht mehr zum Tragen kommt. Und da hat er mir irgendwann absolut vertraut. Als wir beispielsweise mit der Kamera in die Wohnung gegangen sind, in der er aufgewachsen ist, war das so ein Moment. Da hat er dann sehr schnell die Kamera vergessen und wir haben wirklich das Reich seiner Kindheit betreten dürfen. Er hatte mit uns die Möglichkeit, innerhalb weniger Tage fast durch sein ganzes Leben zu reisen, seine Lebenslinie nachzuvollziehen und zu reflektieren. Das hat ihn sehr bewegt und mich auch. Sehr intensiv war das Gespräch über seinen Vater, der sich ja umgebracht hat, als Michael neun Jahre alt war. Das werde ich nie vergessen. Mein Sohn Johan ist nur wenige Wochen danach neun Jahre alt geworden.
Quelle: br.de